VW ID.7 Tourer Pro im Test: Basis-Kombi sammelt viele Argumente (2024)

Volkswagen steht derzeit eher nicht wegen seiner Autos in den Schlagzeilen. Wobei es zumindest teilweise mit dem ausbleibenden Erfolg der eigenen Autos zu tun hat, dass man seit Wochen die Titelblätter ziert.

Die groß angelegte Elektro-Strategie verfängt nicht so recht, vor allem nicht auf dem bisher wichtigsten Markt China. Und bei uns stottert das Geschäft mit den Batteriebetriebenen ebenfalls. Die Ursachen sind sicher vielfältig. Software-Probleme, Technologie-Rückstand, Reichweiten-Thematik oder schlichtweg die Preisgestaltung (hierzulande vor allem, seit Bald-nicht-mehr-Wirtschaftsminister Habeck über Nacht die Förderungen eingestellt hat). Und ganz unter uns: Das Design der ID.-Familie ist definitiv auch kein Kaufgrund. Mit Ausnahme des ID. Buzz vielleicht.

Ein wenig Licht am Ende des Tunnels erscheint in Form der gut gemachten GTX-Sportmodelle sowie des sehr ansehnlichen Kleinwagens ID.2, der 2025 kommen soll. Und auch der große ID.7 lieferte zuletzt ein bisschen Anlass zum Optimismus. Im Oktober etwa war er nach dem Skoda Enyaq das meistverkaufte Elektroauto auf dem deutschen Markt. Durchaus verdient, wie der zweiwöchige Test des Einstiegs-Kombis ID.7 Tourer Pro zeigte.

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Was ist das?

Auch in diesem Fall gilt: Die Entscheidung für einen ID.7 Tourer fällt wohl eher trotz und nicht wegen seiner Optik. Das zeigt, dass Volkswagen hier ein kompetitives Angebot geschnürt hat. Das Verhältnis aus schierer Größe, Reichweite und Preis scheint auf den ersten Blick zu stimmen.

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Wie alle ID.s basiert der 7 Tourer auf dem Modularen E-Antriebs-Baukasten (MEB). Neu ist der Permanentmagnet-Motor APP550 fürs Heck, der in der Einstiegsvariante Pro mit 210 kW (286 PS) die Hinterräder antreibt. Er ist deutlich sparsamer als das alte 150-kW-Aggregat, das Volkswagen im MEB zum Einsatz brachte und erzielt ordentliche Fahrleistungen, wie Sie folgender Tabelle entnehmen können.

Technische DatenVolkswagen ID.7 Tourer Pro
AntriebPermanentmagnet-Motor; Hinterradantrieb
Leistung/max. Drehmoment210 kW (286 PS) / 545 Nm
0-100 km/h6,6 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit180 km/h
WLTP-Stromverbrauch14,4 kWh
Testverbrauch20 kWh
Akku (netto)77 kWh
WLTP-Reichweite605 km
Max. Ladeleistung AC/DC11 kW/175 kW

Der Lithium-Ionen-Akku im Basismodell hat eine Netto-Kapazität von 77 kWh. Volkswagen gibt eine maximale Reichweite von 605 Kilometer an, die im echten Leben aber ein relativ utopischer Wert bleibt. Im Test schlürfte der Tourer Pro im Stadtbetrieb um die 16 kWh aus dem Akku, im Mix mit Landstraßen und Autobahnfahrten waren es so 20-22 kWh. In Anbetracht von Größe und Gewicht des Autos sehr respektable Werte, trotzdem ist am Ende eine Reichweite von um die 400 Kilometer realistisch. Die Außentemperaturen während des Testzeitraums lagen bei um die 15 Grad.

Der ID.7 Tourer verfügt über ein klassisches Fahrwerkslayout mit McPherson-Achse vorne und einer Mehrlenker-Achse hinten. Gegen Aufpreis können adaptive Dämpfer (DCC) und eine etwas sportlichere Progressivlenkung geordert werden.

Der ID.7 Tourer Pro startet bei fairen 54.795 Euro. Zieht man die bis Ende des Jahres gültige Kaufprämie von 3.570 Euro ab, bleibt ein Grundpreis von 51.225 Euro. Unser Testwagen mit 20-Zoll-Rädern, Exterieur- und Interieurpaket "Plus", dem Komfortpaket und einer 990 Euro teuren Wärmepumpe brachte es letztlich auf 67.230 Euro, hatte dann aber nahezu "Volle Hütte" inklusive Regel-Fahrwerk, Progressivlenkung, großem Panoramadach, Premiumsitzen mit Sitzbelüftung und Harmann-Kardon-Soundsystem.

Exterieur

Selbst wenn man quasi alles der Aerodynamik unterordnet (cW-Wert: 024), sollte es doch möglich sein, Fahrzeuge zu zeichnen, die man sich gerne anstatt ein bisschen verschämt vor die eigene Haustür stellt. Geht es nur mir so oder braucht Volkswagen dringend einen kompletten Design-Reset? Im Falle des ID.7 muss man dem Kombi immerhin zu Gute halten, dass sein Heck mit dem hellen Leuchtenband mehr Ausstrahlung hat als der Pummel-Hintern der Limousine. Falls es Ihnen die Farbe angetan hat: Stonewashed Blue Metallic, 855 Euro.

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Mit einer Länge von 4,96 Meter und einem Radstand von 2,97 Meter liegt der ID.7 Tourer in etwa auf dem Niveau eines Mercedes EQE, von dem es aber kein praktisches T-Modell gibt. Der BMW i5 Touring ist bei ähnlichem Radstand knapp zehn Zentimeter länger. Angenehm beim Volkswagen: Mit einer Breite von 1,86 Meter geht er inzwischen fast schon als Spargeltarzan durch. Das ist in diesem Fall ein vollumfängliches Kompliment, weil es das Fahren in der Stadt, in Baustellen oder Tiefgaragen nicht zur absoluten Plage macht.

AbmessungenVolkswagen ID.7 Tourer Pro
Länge x Breite x Höhe4.961 mm x 1.862 mm x 1.551 mm
Radstand2.971 mm
Gewicht (inkl. Fahrer)2.195 kg
Zuladung530 kg
Kofferraumvolumen605 - 1.714 Liter
Stützlast/Dachlast75 kg/75 kg
Anhängelast1.000 kg

Das Gewicht von 2.195 Kilo (inklusive Fahrer) ist für das Ausmaß des Fahrzeugs gar nicht mal so dramatisch. Problematisch jedoch für ein fast fünf Meter langes Familienauto (Elektro hin oder her): Die recht maue Anhängelast von maximal 1.000 Kilo. Ein BMW i5 bietet hier immerhin 1.500 Kilogramm.

Interieur

Ehre, wem Ehre gebührt: Innen ist der ID.7 Tourer größtenteils eine sehr erfreuliche Angelegenheit. Womöglich ärgert man sich als Neuling anfangs ein wenig über den winzigen Sehschlitz formerly known as Instrumentendisplay, aber im Prinzip zeigt er alles an, was man so braucht und ein großes Head-up-Display gibt es ja auch noch.

Wer sich von dem gewaltigen Zentralbildschirm nicht in seiner Privatsphäre eingeschränkt oder schlicht gänzlich erschlagen fühlt, wird relativ zügig feststellen, dass das hier alles in allem ganz prächtig funktioniert. Kein Vergleich zu dem ein oder anderen VW-Bedien- und Software-Horror aus der jüngeren Vergangenheit.

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Ich vermelde eine sinnvoll angelegte Menüstruktur, große Icons, die man auch während der Fahrt nicht verfehlt, keine Software-Fehler oder Abstürze während des Testzeitraums und eine gut funktionierende Sprachsteuerung. Letztere fragt inzwischen ja auch ChatGPT aus, wenn sie nicht mehr weiter weiß.Auf der großen Navikarte werden Ladestationen samt Ladegeschwindigkeit angezeigt. Auch die Routenkalkulation samt Ladestopp-Planung klappt reibungslos.

Die Platzverhältnisse sind innerhalb des gesamten ID.7-Tourer-Territoriums überwältigend. In Reihe Eins sitzt man fast schon ungewohnt luftig. Einfach weil der ID.7 Fahrer und Beifahrer nicht mit monströser Mittelkonsolerei einkerkert. Gerade um Beine und Hüfte herum ist das herrlich locker. Anfangs hat man noch ein wenig Bammel wegen des Seitenhalts in all dem Volumenüberfluss, aber die Sorge ist unbegründet. Das Premium-Gestühl des Testwagens ist großzügig geschnitten und erwies sich als äußerst langstreckentauglich, hält aber gut genug fest.

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Im Fond geht es beim Platzangebot mindestens genau so feudal zu. Beine, Schultern und Köpfe fühlen sich wie im Rückbank-Schlaraffenland. Der Kofferraum geht mit 605 bis 1.714 Liter allemal in Ordnung. Mit am schönsten (und irgendwie leider auch am überraschendsten) ist die Feststellung, das Volkswagen in Sachen Verarbeitungs- und Materialqualität nicht nur Sprüche geklopft hat, sondern inzwischen auch liefert.

Anders als derzeit bei Audi, wo die höher positionierten Elektro-Baureihen A6 e-tron und Q6 e-tron großflächig mit beschämend billigen Hartplastik-Qualitäten "glänzen", begeistert der ID.7 mit lange vermisster Hochwertigkeit und Solidität. Erfreulicherweise auch an den Stellen, die ein Instagram-Video nicht zeigt (oder anders: wo man vielleicht nicht jeden Tag hin fasst). Applaus nach Wolfsburg - so wünscht man sich das.

Fahrbericht

Einmal in Bewegung, zeigt der ID.7 Tourer, dass Volkswagen hier ein ziemlicher Wurf gelungen ist. Er kombiniert im besten Sinne klassische Wolfsburger Tugenden mit dem ein oder anderen gern genommenen Benefit, den ein batterieelektrisches Gefährt eben so mit sich bringt.

Übersetzt bedeutet das: Wir bekommen hier wunderbar ausgewogene, penibel geschliffene Fahreigenschaften, die angenehmer und müheloser kaum sein könnten. Zusätzlich bringen die niedrig im Auto angeordnete Batterie, die jederzeit ansatzlose Leistungsentfaltung sowie der Hinterradantrieb eine Handling-Präzision und ja, sogar ein wenig Verspieltheit in den Wagen, wie man das etwa bei einem Passat tatsächlich nicht erleben kann.

Bildergalerie: VW ID.7 Tourer Pro (2024) im Test

Ohne die Eigenschaften des Standard-Fahrwerks zu kennen, ist das DCC-Fahrwerk mit seinen in der Härte verstellbaren Dämpfern definitiv empfehlenswert. Grundsätzlich ist es auf der komfortablen Seite zu verorten, selbst mit den optionalen 20-Zoll-Rädern. Klickt man es in seine sportlicheren Zonen (insgesamt gibt es auch hier 15 Abstufungen), strafft es sich ein wenig. Allerdings bleibt der ID.7 Tourer ein eher sanfter Riese, bügelt jegliche Gemeinheiten der Straße sehr souverän weg. Der lange Radstand hilft hier und er fördert auch die Gelassenheit, die das Auto bei aller Präzision immer zeigt. Der Tourer ist entspannt, aber kein Schlaffi.

Mehr als ungewohnt bei einem großen Volkswagen-Kombi: Dank Heckantrieb und allseits verfügbarem XL-Drehmoment kommt sogar ein Schuss Agilität und ein wenig Potenzial für Unsinn in den E-Lulatsch. Der ID.7 fühlt sich definitiv hecklastig an, lässt sich mit entsprechendem Gas- und Lenkeinsatz sogar dazu überreden, den Hintern rutschen zu lassen.

Der Vortrieb selbst ist mit der 210-kW-Maschine robust und bietet die typisch beherzte Herangehensweise von ganz unten heraus, packt aber natürlich nicht den ganz großen E-Vorschlaghammer aus. Für den Alltag jederzeit mehr als ausreichend, für Beschleunigungsorgien mit Flauer-Magen-Potenzial aber auf jeden Fall zu sanft.

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Kleiner großer Lichtblick: Die Wendigkeit des Autos dank des hervorragenden Wendekreises von 10,9 Meter.

Bliebe nach all der Lobhudelei noch unsere Lade-Erfahrung, die einen erheblichen Schatten auf die ansonsten ziemlich tadellose Performance des ID.7 Tourer Pro wirft. Dazu sei gesagt, dass die Vorkonditionierung der Batterie, welche die Ladeleistung verbessert, hier nicht angewendet wurde. Trotzdem erreichte das warmgefahrene Auto an einer Ionity-Schnellladesäule bei 13 Grad Außentemperatur in der Spitze lediglich 109 kW Ladeleistung, fiel dann ab 50 Prozent auf 100 und noch vor 70 Prozent auf 70 kW.

Ein ärgerlicher Ausreißer nach unten, vielleicht auch aufgrund der Ladesäule? Oder doch unbefriedigende Normalität? Schreiben Sie uns gerne Ihre Erfahrungen dazu.

Fazit

Wenn in den letzten Jahren die Rede davon war, dass Volkswagen mit der Performance seiner Elektroautos durchaus noch Nachholbedarf hat, dann gilt das nicht für die Basis-Version des ID.7 Tourer. Das Flaggschiff des angeschlagenen Riesen aus Niedersachsen überzeugt als großartiger Allrounder mit sehr stimmigem Fahrverhalten, herausragenden Platzverhältnissen, der Rückbesinnung auf tadellose Material- und Verarbeitungsqualität sowie einem angemessenen Preis-Leistungs-Verhältnis.

Abzüge gibt es für die echte Reichweite (da macht es womöglich doch Sinn, den 5.000 Euro teureren Pro S mit 86-kWh-Batterie in Erwägung zu ziehen) sowie für die in unserem Test enttäuschende Ladeleistung. Letztlich aber in der Summe seiner Qualitäten ein Lichtblick. Für mich eine 8/10.

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